- 432 ~ourt noch der ironische Meister der kurzen Erzählung Maupassant haben Schüler in der neuböhmischen Litteratur gefunden, Dbgleich sie allerdings fleißig gelesen und übersetzt wurden. Zum französischen gesellt sich auch der skandinavische Einfluß, der nach Böhmen über Deutschland gekommen war; die nordische Prosa in Böhmen hatte übrigens mehr Glück als das nordische Theater mit Ibsen an der Spitze. Im Jahre 1890 wurde eine vorzügliche Sammlung »Vzdelavaci biblioteka« (»Bildungsbibliothek «) gegründet, die neben französischen und englischen philosophischen Werken auch moderne skandinavische Belletrie brachte; diese fand in dem rührigen Hugo Kosterka ihren fleißigen und liebevollen Vermittler. So lernten die cechischen Schriftsteller die scharfe Gesellschaftskritik eines Kielland , den naturphilosophischen Trotz eines Strindberg, den schonungslosen, beinahe brutalen Impressionismus eines Garborg, die dämonische Psychologie des großen Lyrikers Hamsun, den feinen, zaubervollen Intimismus ]akobsens kennen. Die nordischen, in Böhmen mit einer allgemeinen Begeisterung begrüßten Lehrmeister boten manches, was man bei den französischen Naturalisten schmerzlich vermißt hatte: komplizierte Psychologie, scharf angreifende gesellschaftliche Kritik, liebevolles, ja mystisches Versinken in das geheime Naturweben, intimen poetischen Stil. Besonders Jakobsens Einfluß hat trotz der äußerst mangelhaften Übersetzungen tiefe Spuren gegraben; man liebte es, in stimmungsvoller Kleinmalerei melancholische, krankhaft sensible Träumerseelen darzustellen, wie sie die schmerzhafte Tragik des Desillusionismus erleben. Als begeisterter Vorkämpfer des russischen Realismus und des französischen Naturalismus hat sich der temperamentvolle V i I e m M rs t ik (1863 -1912), der seinerzeit als ein enfant terrible der jungböhmischen Litteriltur galt, zuerst einen Ruf erworben; seinen bedenklichen Mangel an Geschmack und an selbständigen Gedanken hat man bei seinem ersten leidenschaftlichen Auftreten für den Naturalismus und den russischen Roman übersehen. Vilem Mrstik war ein entschiedenes Maleringenium ; sein vielleicht gelungenstes Werk bleiben die »Obrazky« (»Bildchen« 1894), farbensatte, stimmungsvolle Landschaftsporträts und Naturschilderungen aus Südmähren , die eben durch das Verzichten auf jede Handlung einheitlich und lebendig wirken. Auch in