- 422 Doch auch seine lyrische Kraft versiegt noch in der allerletzten Zeit nicht. In seinen letzten Büchern »Lyrika läsky a zivota~ (~Lebens- und Liebeslyrik(, 1907) und »Zapasy a osudy« (»Kämpfe und Schicksale~, 1910) spricht wieder zugleich der verbitterte Ironiker und der feine Impressionist, der herbe Satiriker wie der subtile und intime Erotiker; auch den Pamphletisten Sova, der seinerzeit (1897) wuchtig und beredt gegen den chauvinistischen Brutalismus eines Mommsen polemisierte, darf man nicht vergessen. Bedeutend tiefer als Sovas Lyrik steht seine erzählende Prosa. Sie ist vorzüglich, wenn sie landschaftliche Bilder mit warmen Farben und satter Stimmung malt; sie ist psychologisch reichhaltig und fein, wenn sie gebrochene moderne Seelen in ihrem Wellenspiele der Launen und Einfälle, besonders aber in ihren erotischen Krisen darstellt; sie scheitert jedoch gänzlich, will sie verwickelte Handlung beherrschen, - dazu fehlt ihr jede Begabung für Komposition und konstruktives Element. Man wird daher Sovas »Novellen und kleineren Skizzen( (1903) sowie seinen Erzählungen von »Liebelei, Liebe und Verrah (»0 milkovanf, lasce a zrade«, 1909) vor seinen drei großen Romanen de:n Vorzug geben; von diesen schildern die beiden ersten »Ivüv roman~ (»Ivos Roman«, 1902) und »Vypravy chudych~ (»Kreuzzüge der Armen«, 1903) die Irrungen und Wirrungen der Jugend, während der dritte, :. T6ma Bojar« (1910), eine chronikartige Darstellung der agrarischen Bewegung in Südböhmen ist. Sovas erhabene, in freiem Rhythmus hinrollende Offenbarungen und Visionen einer neuen seligen und verklärten Zukunft berühren sich in mehr als einer Hinsicht mit der hymnischen Poesie des großen Visionärs 0 t a kar B fez i n a (eigentlich Vaclav Jebavy, geb. 1868), der gleichwertig neben dem Realisten Machar und neben dem Impressionisten und Träumer Sova als poetischer Sprecher Jungböhmens steht. Otakar Bfezina ist wohl der einzige unter den jüngeren cechischen Lyrikern, dem der Rang eines metaphysischen Poeten, eines schöpferischen Synthetikers, eines ideologischen Symbolikers gebührt. Die Welt der Erscheinungen verschwindet bei Bfezina in der Welt der Ideen; der philosophische Gedanke modelt bei ihm immer die Realität um; aus den vergänglichen Elementen der mit einer äußerst genauen und klaren Anschauung und Empfindung erforschten und erlebten Außenwelt schafft Bfezina einen neuen