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Leben lang schwanken, anmutige, aber eigensinnige, dabei jedoch
edelgesinnte Mädchengestalten, die ihre Liebhaber mit
bedenklichen Launen und verwegenen Grillen quälen. Diese durch
ihre kühne Gedankenwelt oder durch ihre merkwürdige
Willensfestigkeit auffallenden Gestalten führt nun K. Svetla in ihren
Romanen und Novellen vor: sie müssen mit ihr über die tiefsten
Zeitprobleme grübeln, sich mit ihr in eine schwärmerische
Philosophie vertiefen, kaum anders als bei George Sand oder
B. Auerbach.

Zwei Welten prallen in ihren Werken immer aufeinander;
einerseits sind es rücksichtslose, rachsüchtige, lasterhafte
Charaktere, die einem zerstörenden Individualismus frönen, andererseits
aber demütige, selbstlose, edle Wesen, auf denen nach Svetlas
Auffassung die gesamte moralische Weltordnung beruht. Diese
müssen sich immer für ihre Familie, ihr Geschlecht, ja für die
Menschheit aufopfern, wenn sie dabei auch meist zugrunde
gehen; stets war K. Svetla, ihre eigene Lebenserfahrung zum
ethischen Grundsatze erhebend, bestrebt, diese erhabene Aufgabe
dem Weibe ans Herz zu legen, so daß man »den Messianismus
der weiblichen Aufopferung« als die Zentralidee ihres Schaffens
bezeichnen möchte. So wirken ihre farbenreichen Romane aus
dem J eschkengebirge, die in einer leidenschaftlichen und pathetischen
Prosa und einer kernigen Sprache geschrieben sind, auf den Leser
tragisch und erhaben, der sich von ihrem kühnen Idealismus
hinreißen läßt. Vier von ihnen, »Vesnickj roman« (»Ein
Dorfroman«, 1867, deutsch von G. Alexis unter dem Titel »Sylva«,
1900), »Kfiz u potoka« (»Das Kreuz am Bache«, 1868), »Frantina«
(1870) und »Nemodlenec« (»Der Gotteslästerer«, 1873), gehören
zu den Gipfeln der modernen Dorfromantik überhaupt.

Ihre kurzen Dorfgeschichten stehen vielleicht noch höher;
urwüchsige Vollblutnaturen aus dem Volke sind da scharf
gezeichnet; die Handlung entwickelt sich mit einer epischen
Frische und verblüffenden Lebendigkeit; der Dialog ist saftig
und dabei knapp; manchmal bezaubert uns ein frischer, warmer
Humor. Einige von diesen Novellen, die später in zwei
vorzüglichen Sammlungen, »Prosta mysi« (»Schlichte Seelen«), und
»Kresby z Jestedi« (»Zeichnungen aus dem Jeschkengebirge«),
vereinigt wurden, so z. B. »0 krejcikovic AneZce« (»Die
Schneideragnes«, 1860), »Skalak« (»DerFelsenbewohnen, 1861), »Hubicka«

J aku bec-N ovak, Cechlsche LItteratur. 20