14 Elements manches von seinem ursprünglichen Ausmaß einbüßte und sich in horizontaler Richtung vom Böhmerwald an der hayrischen Grenze bis nach Glatz und bis an die östliehst gelegenen Ausläufer der Karpathen an, der ukrainischen Grenze erstreckt; in vertikaler Richtung aber vom Isergebirge in der Umgebung Reichenbergs bis ziemlich tief nach Österreich hinein. Hier überalspricht und singt man die eine oder die andere von den mehr oder weniger verschiedenen cechischen oder - wie man heute aus mehr politischen als wissenschaftlichen Gründen sagt - cechoslovakischen Mundarten; hier erklingt überall, auf der Kanzel, in der Schule, bei der Behörde und in der Zeitung die cechische Schriftsprache, die infolge des Anschwellens der Literatur und Journalistik die einzelnen Mundarten rasch zu verdrängen droht. Gegen diesen Entwicklungsprozeß kämpft seinen vergeblichen Kampf der Separatismus, der sehr spät erst Mundartliteraturen ins Leben gerufen hat, die übrigens die einzige, die slovakische infolge ihrer Bedeutung und Quantität ausgenom~en, kaum anderem Zwecke als der Unterhaltung ehgerer Landsleute untereinander und dem Sonderwesen der einzelnen Bezirke dient. Daß man in Behandlung der cechischen Literatur auch das einbeziehe, was man früher Volkspoesie nannte und was man heutzutage als mündliche Volksüberlieferung bezeichnet: das Märchen, die Sage, das Puppenspiel und vor allem die Produkte der Volksepik und das Volkslied, dafür spreohen viele Gründe. Diese sind aber literarischer, nicht bloß ethnographischer Art. Daß alle diese Arten seit der romantischen Epoche die Kunstpoesie beeinflussen, wurde hIer schon erwähnt und zu den beliebtesten und ergiebigsten Prinzipen der romantischen Ästhetik zählte das Axiom, die völkische Eigenart werde am treu esten in den Werken zum Ausdruck gebracht, welche wenigstens im Stil mit der Volkspoesie übereinstimmen. Diese Volkstraditionen sind das einzige authentische Produkt der literarischen Schaffenskraft jener anonymen Schicht, die gesellschaftlich zu unterst steht, mit ihren Wurzeln in Boden und Rasse haftet und 80 das eigentliche Volk repräsentiert; bei den Cechen sind dies insgesamt kleine Handarbeiter der Provinz, Bauern und Häusler, Handwerker im wahren Sinne des Wortes auf dem Lande und in der Stadt, endlich die Händler aus dem Volke, welche vielfach den Verkehr mit der Welt besorgen. Heute sind die Träger der völkischen Tradition vielfach im Absterben begriffen und überdies stehen sie mit der Kunstliteratur in engem Verkehr und variieren zum Großteil ihre