- 413 dente Genießer, welche in der Kunst ein gefährliches und zugleich berückendes Spiel der Leidenschaft und der Wollust erblicken und die Wirklichkeit bloß als einen dürftigen Ersatz für die Kunst anerkennen. Ihr Sammelpunkt ist die Monatsschrift »Moderni revue~, im Jahre 1894 gegründet. Der Begründer und Leiter derselben ArnoSt Prochazka (geb. 1869), auch als geschmackvoller Übersetzer der modernen Romanprosa verdient, ist eine knorrige, derbe Erscheinung der cechischen Litteratur. und Kunstkritik. In der hartnäckigen und schwerfälligen Persönlichkeit dieses geduldigen und verständnisvollen Deuters der modernen Dichter, Maler und Bildhauer streitet ein überzeugter Positivist mit einem Bewunderer der Mystik, ein analytisch veranlagter Skeptiker mit einem dogmatischen Ideologen, ein in der naturalistischen Schule gebildeter Stilist mit einem Anhänger der neuromantischen Bewegung. Während sich seine Mitkämpfer schroff vom Leben abwenden, verliert Prochazka nie die Fühlung mit demselben; doch der überzeugte Bewunderer von Nietzsche und Strindberg vereinigt mit seinem konsequenten Evolutionismus nicht nur den Weiberhaß seiner Anreger, sondern auch den satanischen Kultus des Bösen und des Schrecklichen. Unter seinen etwas formlosen Büchern sind wohl die beiden Essaysammlungen »Cesta krasy« (»Der Weg der Schönheit~, 1907) und »Meditationen~ (1912) die besten, jenes gilt der bildenden Kunst, dieses der Litteratur. Sein Freund jiI-i Karasek ze Lv 0 v i c (geb. 1871), ein auch als Lyriker und Prosaiker bedeutender Künstler, kann heute auf eine mehr als fünfzehnjährige kritische Tätigkeit, deren Anfänge allzusehr von Salda abhängig sind, zurückblicken; das Schönste, was Karasek in dieser Zeit. geschrieben hat, sind wohl seine äußerst frischen Charakteristiken der jungen Schriftsteller »Impressionisten und Ironiker« (1903). Später hat dieser typische Dekadent das vorher so fleißig verwaltete Referentenamt niedergelegt, um als feiner Psychologe, zarter Anempfinder, stechender Ironiker, ausgesuchter Stilist fremde Persönlichkeiten zu analysieren und schwierige Kunstprobleme zu erörtern: das Seltene, das Kranke, das Paradoxe, das Unzeitgemäße hat für diesen nervösen und manchmal ganz absurden Dialektiker ausschließliche Anziehungskraft. Eng an Karasek schließt sich Mi los M art e n (eigentlich Milos Sebesta, geb. 1883) an, dessen schwere, hieratis.che, an englischen Kunst-